Die ehemalige katholische Pfarrkirche Heilig-Kreuz in Koblenz wurde 19621964 anstelle eines zu Anfang des 18. Jahrhunderts errichteten Vorgängerbaus im Stadtteil Ehrenbreitstein errichtet. Nach den Luftangriffen auf Koblenz am 31. Dezember 1944 blieben lediglich Teile der Krypta erhalten; das Aufgehende des Gebäudes sowie dessen Ausstattung wurden komplett zerstört.
Der Neubau der frühen 1960er-Jahre steht stellvertretend für den konzeptionellen Umbruch der Wiederaufbauplanungen und die Hinwendung zu modernen Formen der Nachkriegsmoderne. Es entstand ein moderner Zentralbau in Stahl-Beton-Konstruktion mit prägnantem Faltdach nach Entwürfen des Koblenzer Architekten Martin Ufer. Das Dach bildet vier Giebel aus, von denen drei um 1980 mit Farbglasfenstern von Johannes Schreiter (geb. 1930) versehen wurden. Der vierte, nordöstliche Giebel ist als Betonwand geschlossen und bildet die Rückwand für den leicht erhöhten Altarraum. Hinter der Altarrückwand befindet sich der Abgang in die barocke Krypta. Der Innenraum ist als stützenloser Saal errichtet, in dem die Glasfenster prägend und eindrucksvoll in Erscheinung treten. Geradlinige Holzbänke sind auf einen schlichten Altar ausgerichtet, die Beleuchtung erfolgt über einfache Hängeleuchten. Die Decke ist mit einer zeittypischen Holzschalung verkleidet. Die freistehende Orgelempore über dem Eingangsportal wird durch Sichtbeton begrenzt.
Bis 2009 wurde die Kirche von der katholischen Kirchengemeinde genutzt, bis zur endgültigen Profanierung am 26. November 2017 diente sie ausschließlich für kulturelle Veranstaltungen, sodass keine baulichen Veränderungen am Gebäude erforderlich waren. Der neue Eigentümer, ein Architekturbüro, will die Kirche nun für das eigene Atelier umnutzen. Die besonderen Merkmale des Raumes waren schon von Beginn der Planung als besondere Herausforderung definiert. Zum einen sollte der Raumeindruck des Saales erhalten bleiben, zum anderen einer zeitgemäßen Büronutzung entsprochen werden. Beschränkte sich die Verwendung für kulturelle Veranstaltungen noch ausschließlich auf die Erdgeschossebene, macht die künftige Funktion neue Überlegungen für die Nutzung des gesamten Kirchenraums auf mehreren Ebenen erforderlich. Der Gedanke einer Haus-in-Haus-Konstruktion wurde daher schon von Planungsbeginn an als mögliche Lösung verfolgt. Sie erlaubt mehr Nutzfläche, gewährleistet ausreichende Belichtung und Beheizbarkeit, ohne dabei den Zentralraum zu verunklären oder die Glasfenster zu beeinträchtigen. Der Einbau ist nach aktuellem Planungsstand auf drei, von den Glasflächen abgerückte und offen gehaltene Plattformen reduziert. Lediglich das Treppenhaus wird aus Gründen des Brandschutzes als geschlossener Baukörper eingestellt. Die Beheizung der Büroflächen soll punktuell mit Strahlern erfolgen, wodurch störende Heizkörper und der Einbau einer größeren Heizungsanlage entfallen. Der Altar und die Krypta bleiben unangetastet. Die Belichtung soll über die teilweise Öffnung der Dachflächen erfolgen und sich der Konstruktion des Stahltragwerks unterordnen, sodass sich das äußere Erscheinungsbild kaum verändern wird. Wie sich im Zuge der Planungen herausstellte, war das bauzeitliche Dachtragwerk nie auf die dann ausgeführte Schieferdeckung ausgelegt, sondern als Blechdeckung vorgesehen. Dies soll nun auch unter Berücksichtigung der Ausführung von Photovoltaikflächen hergestellt werden.
Nina Krischke