Innenstaatssekretärin Simone Schneider hat die Ausstellung gemeinsam mit der Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto, der Leiterin des Landesmuseums, Dr. Birgit Heide, und der Kuratorin der Ausstellung, Dr. Maria Aresin, vorgestellt.
„Es freut mich außerordentlich, dass diese herausragenden Schätze des Landesmuseums Mainz nun erstmals in so umfassender und ihrer Bedeutung angemessener Form dem Publikum präsentiert werden können. Das Besondere dieser Ausstellung ist neben ihrer künstlerischen Qualität, dass der Grundstock der Graphischen Sammlung im 19. Jahrhundert durch Stiftungen der Mainzerinnen und Mainzer an ihr Museum gelegt wurde“, sagte Staatssekretärin Simone Schneider aus dem für das kulturelle Erbe zuständigen Innenministerium.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werke dreier Künstler, die sich in der Radiertechnik besonders hervorgetan haben. Der französische Künstler Jacques Callot (1592 - 1635), der eine eigene Radiernadel erfand und als Meister des barocken „Wimmelbildes“ galt, sowie die Italiener Stefano della Bella (1610 - 1664) der dafür bekannt war, seine schnellen Skizzen direkt zu radieren ohne sie vorzuzeichnen, und Giovanni Benedetto Castiglione (1609 - 1664), der Meister der Zick-Zack-Linie, dessen dichte Liniengeflechte den Werken seines Vorbilds Rembrandt in nichts nachstehen.
„Die Arbeiten dieser drei Radierer werden in der Ausstellung mit Werken ihrer Zeitgenossen und Vorgänger, von Hieronymus Hopfer über Federico Barocci bis Rembrandt, verglichen und die Radiertechnik anschaulich erläutert“, so die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto. Die Radierung, deren Ursprünge als Tiefdrucktechnik am Beginn des 16. Jahrhunderts liegen, entfaltete ihre volle Pracht nach einer Verfeinerung und Weiterentwicklung der Möglichkeiten ihrer Umsetzung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Die Ausstellung unterstreicht die Bedeutung der Radiertechnik im 17. Jahrhundert und gewährt spannende Einblicke in die Arbeitsprozesse und die detailreiche Ästhetik der barocken Druckgraphik. „Neben den umfangreichen Beständen zur barocken Druckgraphik aus der Graphischen Sammlung des Mainzer Landesmuseums wird die Ausstellung durch eine Reihe hochrangiger Leihgaben aus anderen Museen ergänzt“, so die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, die sich zugleich für die Unterstützung zahlreicher Kolleginnen und Kollegen, bei Leihgeberinnen und Leihgebern und vor allem Sponsorinnen und Sponsoren bedankte.
Die Radierung sei zunächst noch von berühmten Stechern wie Dürer als eine dem Kupferstich unterlegene Technik verworfen worden. „Ihren wenngleich späten Erfolg verdankt die Radiertechnik der Freiheit der Linie. Anders als in der mühsamen Manier des Kupferstichs, bei dem die Linien mit einem Grabstichel kraftvoll in die Metallplatte getrieben werden müssen, kann die Hand die Zeichnung des Künstlers auf der mit Wachs überzogenen Radierplatte spielerisch leicht umsetzen“, so die Kuratorin und ehemalige Leiterin der Graphischen Sammlung Dr. Maria Aresin.
Die Ausstellung „Die Freiheit der Linie - Callot, Della Bella, Castiglione und die Radierung im 17. Jahrhundert“ wird von einem vielfältigen museumspädagogischen Programm begleitet, dass sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Altersklassen sowie an Schulen richtet. Ein Drucklabor für eigene Druckversuche steht im Ausstellungsbereich vor allem am Wochenende zur Verfügung und lädt zum Ausprobieren verschiedener Drucktechniken durch Jung und Alt ein.
Neben der praktischen Auseinandersetzung mit der Radierung bietet das Landesmuseum auch eine Reihe an Führungen durch die Ausstellung sowie einen Abendvortrag durch einen der führenden Experten für Drucktechniken an. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog.